Mexiko-Stadt - Archäologen haben in Mexiko-Stadt ein Massengrab gefunden, das Hinweise auf die Eroberung durch die Spanier im 16. Jahrhundert geben könnte. Bei allen 49 Skeletten zeigten die Gesichter nach oben, die Arme waren überkreuzt.
Eigentlich hatten die Forscher im nördlichen Stadtteil Tlatelolco nach einem Palastkomplex gesucht. Das Gebiet war einst ein religiöses und politisches Zentrum für die Azteken-Elite.
"Wir waren völlig überrascht", sagte Grabungsleiter Salvador Guilliem bei der Präsentation des Fundes diese Woche. Es sei gut möglich, dass die hier begrabenen Personen in den Kämpfen gegen die spanischen Eroberer gestorben seien oder Krankheiten zum Opfer gefallen seien, die große Teile der einheimischen Bevölkerung zwischen 1545 und 1576 dahingerafft hätten, so Guilliem.
In Tausende andere zeitgenössische Azteken-Gräber wurden die Leichen hineingeworfen. Die Bestattungsart im nun gefundenen, 4x10 Meter großen Grab folge mehr christlichen Gebräuchen jener Zeit. "Es ist ein Massengrab, aber sie wurden sehr sorgfältig begraben", sagte Guilliem. Die Bestattung könnte von den Spaniern angeordnet, aber von den Azteken durchgeführt worden sein, da die Artefakte wie zum Beispiel Kupferhalsketten aus prähispanischen Kulturen seien, erläuterte der Forscher.
Gefunden wurden bislang die Skelette von 45 jungen Erwachsenen, zwei Kindern, einem Teenager und einer alten Person mit Ring, der auf einen höheren Status hindeuten könne.
Die Grabungen dauern an. Es werden mindestens weitere 50 Skelette erwartet. "Die Entdeckung wirft derzeit mehr Fragen als Antworten auf", so Guilliem abschließend. (Reuters/derstandard.at), 14. Februar 2009