"Ötzi" dürfte tatsächlich durch einen Pfeilschuss gestorben sein, wie neue immunhistochemische Untersuchungen zeigten
München - Der Gletschermann "Ötzi" ist tatsächlich wie bisher imer angenommen von einem Pfeilschuss getötet worden. "Er hat diesen Pfeilschuss nur kurze Zeit überlebt", sagte Professor Andreas Nerlich, Leiter einer neuen Studie eines Forscherteams der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität und Bozener Kollegen.
Außerdem erlitt "Ötzi" kurz vor seinem Tod wahrscheinlich einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand auf den Rücken, der aber nicht tödlich gewesen sei, ergab die von Intensive Care Medicine online veröffentlichte Untersuchung. Er sei nach dem Pfeilschuss binnen weniger Minuten bis einiger Stunden wahrscheinlich verblutet.
Die Untersuchung der Verletzungen am Rücken stütze auch die These, dass der Mann vom Hauslabjoch auf der Flucht war und von Verfolgern getötet wurde. Eindeutig sei nämlich nun erstmals mit neuen immunhistochemischen Verfahren nachgewiesen, dass er lebte, als er den Pfeilschuss und den Schlag erlitt. Dabei werden bestimmte Substanzen im Gewebe nachgewiesen.
Der Schlag traf den Mann aus der Jungsteinzeit offenbar unterhalb des Pfeiles. Dort habe sich eine kleine Verfärbung der Haut befunden, die wahrscheinlich von dem Schlag stamme. Dieser Schlag könne auch von einem Stein aus einer Schleuder herrühren, sagte Nerlich. "Wir können jetzt erstmals Informationen über das Alter und den Zeitverlauf der Verletzungen liefern."
Zwei Attacken?
Eine bereits vor einiger Zeit nachgewiesene tiefe Schnittwunde an seiner Hand sei einige Tage älter. "Ötzi" könnte sich diese Wunde etwa auch im Umgang mit einem Stein-Messer zugezogen haben, sie könne aber auch von einem anderen Angriff herrühren, sagte Nerlich. "Im Laufe mehrerer Tage hat 'Ötzi' also mindestens zwei Verletzungsereignisse erlitten was auf zwei getrennte Attacken hindeuten könnte."
Der Similaun-Mann war vor rund 5.000 Jahren im Alter von etwa 46 Jahren gestorben. Seine mumifizierte Leiche wurde 1991 nahe der österreichisch-italienischen Grenze gefunden und wird im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen ausgestellt. Der Mann gibt der Wissenschaft vor allem auch mit seiner Ausrüstung wichtige Hinweise auf das Leben in der Jungsteinzeit.
(APA/derstandard.at), 31. Jänner 2009
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