Die DNA stammt aus einem 38.000 Jahre alten Knochen
London/Leipzig - Leipziger Forscher haben das komplette Erbgut eines Neandertalers entziffert, berichtete das britische Fachjournal "Nature" in seiner Ausgabe am Donnerstag. Das Team um Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie will das Neandertaler-Genom demnach in der kommenden Woche auf dem größten interdisziplinären Forschertreffen der Welt vorstellen, der Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS) in Chicago. Dieselbe Gruppe hatte bereits im November 2006 erste Teile des Neandertaler-Erbguts veröffentlicht.
"Nature" zufolge stammt die sequenzierte DNA aus einem 38.000 Jahre alten Neandertalerknochen, der in Kroatien gefunden worden war. Die Entzifferung sei schwierig, weil die normalerweise rund drei Milliarden Buchstaben lange DNA im Laufe der Jahrtausende in Schnipsel von typischerweise nur 50 Bausteinen Länge zerbrochen sei.
Arbeitsversion
Für ihre erste Arbeitsversion haben die Forscher jeden Buchstaben des Erbguts im Schnitt erst ein einziges Mal gelesen - normalerweise sequenzieren Forscher solange, bis alle Stellen mehrmals gelesen sind, um Fehler zu verringern. Eine neue Technik solle dennoch eine gute Qualität der Arbeitsversion gewährleisten, schreibt das Fachjournal. Das drei Jahre lange Projekt koste rund fünf Millionen Euro.
Der Neandertaler ist eine vor rund 30.000 Jahren ausgestorbene Seitenlinie der Evolution. Die Erbgut-Analyse soll unter anderem zeigen, ob er sich mit dem vor etwa 400.000 Jahren entstandenen Homo sapiens gemischt hat. Neandertalergenom und jenes des modernen Menschen gleichen sich zu mehr als 99 Prozent.
(APA/dpa), 05. Februar 2009